Boßeln war eigentlich eine Verteidigungstechnik

Boßeln hat eine viele hundert Jahre alte Geschichte
Was ist eigentlich Boßeln?
 Geschichte und Praxis

Bild: bossel.de

Boßeln ist ein beliebter Freizeitsport aus Ostfriesland, der aber mittlerweile in ganz Norddeutschland gespielt wird. Alleine 50.000 Spieler in den Ligen in Ostfriesland und Oldenburg boßeln jedes Wochenende. Boßeln ist aber auch die perfekte Freizeitaktivität am Wochenende. Aber längst wird auch von Österreich bis Australien geboßelt.
Beim Boßeln geht es darum, eine festgelegte Strecke über öffentliche Wege mit so wenig Würfen wie möglich zurückzulegen. Der Werfer / Die Werferin schaut sich erst die Beschaffenheit der Straße an. Ist sie eben, liegt ein Kurve in der Nähe, gibt es Schlaglöcher, ….. Dann nimmt man zum Abwurfpunkt einige Meter Anlauf, reißt kurz vor Abwurf den Wurfarm nach hinten und schleudert die Boßelkugel dann mit aller Kraft nach vorne. In Kurvenbereichen oder an Neigungen solltet ihr vielleicht etwas sanfter werfen. Nun geht es darum, dass die Kugel möglichst weit rollt. Die Kugeln sind traditionell aus Holz, mittlerweile werden aber meistens Gummikugeln benutzt – vor allem im Freizeitsport. Diese Kugeln hüpfen also auch etwas. Beim Boßeln sollte man also überlegen, ob man hoch wirft oder eher rollt. Ein Wurf provoziert, dass die Boßelkugel springt, aber kann auch helfen, Hindernisse zu überwinden.
Boßeln soll vor allem Freude an der frischen Luft bringen. Gute Freunde ziehen mit einem Bollerwagen über das Land, Boßeln, machen auch mal Rast für ein „energiespendendes“ Getränk und schließen den Tag mit einem guten Essen – meist Grünkohl ab.
Der Ursprung des Boßelns liegt im Klootschießen. Ursprünglich als Verteidigungswaffe gedacht, wurden getrocknete Kleiklumpen zum Kräftemessen über das Land geworfen. Der Kleiklumpen wurde später durch eine Holzkugel abgelöst, in die kegelförmige Löcher gebohrt wurden. Die Löcher wurden mit Blei gefüllt, um das Gewicht der Kugel zu erhöhen. Da das Klootschießen eine ausgefeilte Wurftechnik voraussetzt, war es als Breitensport nur bedingt geeignet. Wann der Übergang vom Klootschießen zum Boßeln stattfand, ist nicht genau überliefert. Fest steht jedoch, dass durch die Verlegung des sportlichen Treibens vom Feld auf befestigte Straßen und durch die Veränderung des Spielgerätes das Boßeln immer mehr Zuspruch fand. Die Technik des Boßelns war leicht erlernbar und für ein breiteres Publikum zugänglich. Mit der Gründung des Friesischen Klottschießerverbandes (FKV) um 1900, erfuhr Boßeln immer mehr Beachtung. In vielen Vereinen wurde und wird seither regelmäßig geboßelt.

Bild: bossel.de

Mit der Bildung von Boßelklassen und -ligen, erlebte der friesische Nationalsport einen erneuten Aufschwung und ist seither ein fester Bestandteil, des sportlichen und kulturellen Treibens.
Boßeln hat viel Geschichte, Spieler und auch ein eigenes Museum in Bad Zwischenahn.
Wer heute in den Wintermonaten in Ostfriesland unterwegs ist, hat gute Chancen eine Gruppe beim Boßeln zu treffen. Es wird nämlich auf öffentlich, nicht gesperrten Straßen geboßelt. Beim Boßeln muss man also auch etwas aufpassen. Im Gegensatz zum Boßeln im Verein, können und sollten sich Freizeitboßler eher einsamere Feldwege aussuchen. Wenn ihr dann zum Boßeln unterwegs seid, hilft unsere Bossel-App und wir erklären euch die Boßelregeln.

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